CWS – Galaxis: Ein Tag in der Urzeit 2012

Mit freundlicher Unterstützung durch den Förderverein der Christian-Wirth-Schule

Das Königreich der Säugetiere

65 Millionen Jahre in zwei Stunden: 26 Schülerinnen und Schüler der Christian-Wirth-Schule erkundeten am 19. Juli 2012 die Giessener Innenstadt und fanden einige Antworten auf die Frage: Was kam nach den Dinosauriern?

An über fünfzig lebensgroßen Tiermodellen wurde anschaulich, welche Lebensformen nach dem Untergang der großen Reptilien das Bild der Erde prägten: Es begann das Königreich der Säugetiere.

Auch wenn die Menschen zu anderen Ansichten neigen, war die Artenvielfalt dieser Tierklasse im Tertiär weitaus größer als heute. Mit dem Auftreten der ersten Menschen kurz vor Beginn der Eiszeiten endete bereits eine lange Geschichte.

 

Am Selterstor die Erinnerung an die vergangenen Erdzeitalter: Aus Trias, Jura und Kreide grüßten Apatosaurus, Iguanodon und Sarcosuchus imperator, das größte Krokodil aller Zeiten mit einem Gewicht über 8 Tonnen. Die Federn des nur 20 bis 30 kg schweren Coelophysis lassen die Entwicklung der Vögel erahnen, er ist gleichzeitig ein Vorfahr der riesigen Fleischfresser Allosaurus und Tyrannosaurus rex.

Vor etwa 65 Millionen Jahren erfolgte dann der große Schnitt: Eine oder mehrere Katastrophen tilgten zu Beginn des Tertiärs fast alle großen an Land lebenden Tierarten von der Erde. Eine fülle von ökologischen Nischen wurde frei oder entstand neu, weil die bedecktsamigen Pflanzen mit ihren Früchten neuartige, energiereiche Nahrungsquellen anboten.

Für die nächsten 30 Millionen Jahre, dem ersten Abschnitt des Tertiärs (Eozän) herrschte fast auf der ganzen Erde warmes und feuchtes Klima. Die ersten Regenwälder, so wie wir sie heute kennen, entstanden in dieser Zeit.

Die Vorfahren der Rüsseltiere (Moeritherium) siedelten an Flussufern, das riesige Wildschwein Entelodon, wahrscheinlich ein gefährliches Raubtier, durchstreifte die Savannen. Ambulocetus und Dorudon verlagerten ihre Lebensmittelpunkte immer mehr in Richtung Wasser, aus ihnen entwickelten sich die heutigen Wale.

Vor 34 Millionen Jahren begann das Oligozän mit einer merklichen Abkühlung. Erstmals seit hunderten von Millionen Jahren war die Antarktis von Gletschern bedeckt und Südamerika verlor seine Landverbindung zu anderen Kontinenten.

Im Oligozän lebten die Giganten unter den Säugetieren, darunter das mit den Nashörnern verwandte Paraceratherium. Es erreichte mit sechs Metern Höhe und 20 Tonnen Gewicht fast die Maße der größten bekannten Dinosaurier.

Die Elefanten erreichten in der Übergangszeit zum Miozän vor etwa 23 Millionen Jahren ihre größte Artenvielfalt. Sie besiedelten auch Europa: Reste des Rheinelefanten („Schreckenstier“, Deinotherium) wurden bei Darmstadt ausgegraben. Terrorvögel jagten kleine Vorfahren der Pferde und der bis 14 m

lange Megalodon (größter Hai aller Zeiten) suchte in den Ozeanen nach den Vorfahren der Wale.

Auf die Erwärmung der Erde im Miozän folgte eine erste Abkühlung im Pliozän vor etwa acht Millionen Jahren. Einige der riesigen Säugetierarten konnten sich an die sinkenden Temperaturen anpassen. Mammuts und Riesenhirsche entwickelten ein dichtes Fell. Die modernen Raubtiergattungen verbreiteten sich weltweit: Höhlenlöwen besiedelten Europa und Säbelzahnkatzen erreichten über die Landbrücke in der Beringstraße zunächst Nordamerika, später über eine weitere neu entstehende Landbrücke bei Panama Südamerika.

 

Und kurz vor dem Beginn der Eiszeiten im Pleistozän erfanden einige Arten in Afrika den aufrechten Gang. Die Vorderbeine wurden nicht mehr zum Laufen gebraucht. Die Vorfahren der heutigen Menschen begannen, die Erde zu erobern.

Die Artenvielfalt der Säugetiere nahm drastisch ab, überleben konnten nur Tiere mit dichtem Fell und großer Körpermasse oder in den stark geschrumpften subtropischen und tropischen Zonen.

 

 Und schließlich rotteten die Menschen durch die immer geschickteren Jagdmethoden auch eine Reihe der angepassten Großtierarten aus.

 

Einer der letzten Giganten war das Elasmotherium, ein Nashorn von der Größe eines Reisebusses mit einem Gewicht von etwa 8 Tonnen. Wahrscheinlich trug es das größte Horn aller Zeiten auf seiner Nase.

Vor über 40.000 Jahren durchstreiften eiszeitliche Jäger die Tundren im Norden von Amerika und Eurasien. Es spricht viel dafür, dass ihrer Jagdtätigkeit Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch, Höhlenlöwe und Höhlenbär zum Opfer fielen. Als die Menschen Südamerika erreichten, hatte die letzte Stunde für Riesenfaultier (Megatherium), Riesengürteltier und Säbelzahnkatze (Smilodon) geschlagen. Und nach dem Ende der Eiszeiten beschleunigte sich das weltweite Artensterben noch.

Heute übertrifft das Gewicht der lebenden Menschen, also einer Art, bereits das Gesamtgewicht der Mitglieder von etwa 9000 weiteren Säugetierarten. Und nur die Menschen selbst können bestimmen, wie die Geschichte weiter gehen soll….

(N. Bertelsbeck)

 

 

Ein Tag im Urwald

„Pflanzen erleben“ hieß das Motto für 26 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 5 und 6 am 21. Juni 2011 im botanischen Garten in Gießen.

Dr. Martin de Jong und Dipl.Biol. Andreas Opitz nahmen die Kinder bei einem Gang durch die Gewächshäuser mit auf eine Reise durch die tropischen Klimazonen unserer Erde. Mit Hilfe von Quizfragebogen wurden anschaulich und ausführlich die besonderen Umweltbedingungen dieser Lebensräume erörtert, realistisch erfahrbar durch das gedämpfte Licht, die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit.

Selbst gebaut: Der Mini-Regenwald für zuhause © N. Bertelsbeck
Selbst gebaut: Der Mini-Regenwald für zuhause © N. Bertelsbeck

Eine große Zahl von Pflanzenarten überlebt bei diesen extremen Anforderungen nur durch hoch spezialisierte und angepasste Merkmale:

Lianen- und Aufsitzerpflanzen erreichen das hellere Kronenstockwerk durch kletternde Sprosse oder Samen, die von Vögeln oder Fledermäusen verbreitet werden. Kannenpflanzen versorgen sich durch Insektenfang mit lebenswichtigen Stickstoffverbindungen.

Wenig überraschend ist, dass die große Artenvielfalt der Regenwälder viele für den Menschen nutzbare Pflanzen hervorgebracht hat. Von ihnen erscheinen aber meist nur die Früchte oder verarbeitete Materialien in unseren Läden und Märkten.

 

o groß wie ein kleiner Fußball: Früchte der Baumtomate (Cyphomandra betacea) aus Peru © N. Bertelsbeck
o groß wie ein kleiner Fußball: Früchte der Baumtomate (Cyphomandra betacea) aus Peru © N. Bertelsbeck

Die zweite Reise führte die Kinder deshalb auf die Suche nach den Pflanzen zu bekannten Früchten und Produkten. Stationen des Rundgangs waren zum Beispiel Bananenstauden, Kaugummibäume und Ananaspflanzen. Vanilleschoten sind die Früchte einer Orchidee und Kakaobohnen wachsen in dicken, fleischigen Früchten direkt am Stamm von kleinen Bäumen. Zum Abschluss gab es im Besprechungsraum noch eine schmackhafte Auswahl verschiedener Regenwaldprodukte zum Probieren.

 

Attraktive Blüten entwickeln sich zu schmackhaften Früchten: Die Passionsblume (Passiflora) ist eine Rankenpflanze der unteren Stockwerke im südamerikanischen Regenwald © N. Bertelsbeck
Attraktive Blüten entwickeln sich zu schmackhaften Früchten: Die Passionsblume (Passiflora) ist eine Rankenpflanze der unteren Stockwerke im südamerikanischen Regenwald © N. Bertelsbeck

Die Jugendprogramme „Pflanzen erleben“ im Botanischen Garten Gießen können auch für Gruppen gebucht werden.

Kontakt: Dr. Martin de Jong, Tel. 0641 – 993 5136; Email: Martin.de.Jong@t-online.de

Sofern möglich, findet für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 und 6 im Sommer 2012 eine Exkursion mach Gießen zum Thema „Zurück in die Eiszeit“ statt. Die Führung wird gestaltet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biologiedidaktik der Universität Gießen. Auch diese Veranstaltung kann klassenweise im Rahmen eines Wandertages durchgeführt werden. Anfragen können an Herrn Bertelsbeck gerichtet werden.

 

Norbert Bertelsbeck