Die Kunst-Oberstufe der CWS stellt sich vor

 

 

„In einer von Informations- und Kommunikationstechnologie bestimmten Gesellschaft und angesichts der immer weiter zunehmenden Bedeutung des Bildes und der virtuellen Welten ist ästhetische Bildung von außerordentlicher Bedeutung. Dem ästhetischen Lernen kommt daher eine besondere Rolle für das Lernen im 21. Jahrhundert zu.“[1]

 

Das Fach Kunst in der Oberstufe hat die Aufgabe, die Wahrnehmung von Bildern zu schärfen, ihre Funktion kritisch zu beleuchten und ihre Wirkungszusammenhänge durchschaubar zu machen[2]. Die Entwicklung hin zu kulturell kompetenten Menschen mit dem Anliegen, ästhetische und kulturelle Bildung ins persönliche Wertesystem aufzunehmen, wird hierbei im Unterricht gefördert.

 

Kunst ist immer Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes, in dem sie entstanden ist. Um sie zu verstehen, steht die Bilderschließung und das Verständnis der Bildgestaltung im Fokus des Unterrichts. Um hierzu einen umfassenden Überblick zu erhalten, setzen wir uns im Kunstunterricht schwerpunktmäßig mit historischen und zeitgenössischen Werken der Kunst- und Kulturgeschichte sowie mit den Phänomenen der allgemeinen visuellen Kultur auseinander[3]. Ziel ist, dass die Lernenden durch Analyse und Interpretation von Bildern im Sinne der Bilderschließung sowie der eigenen gestalterischen Praxis unterschiedliche Bildsprachen theoretisch verstehen und praktisch verwenden lernen.

 

Die Bilderschließung umfasst hierbei das sach- und fachgerechte Erfassen, Analysieren und Interpretieren von Bildern unter Berücksichtigung der jeweiligen Merkmale und Sprachmittel der zu betrachtenden Stilepoche. Unterstützend bei der Interpretation wird Kontextwissen aus Bereichen wie der Kunstgeschichte, Kunstwissenschaft und der Wahrnehmungspsychologie einbezogen[4].

 

Die Bildgestaltung umfasst den Erwerb von Kompetenzen, um Bilder sach- und fachgerecht darstellen zu können. Hierzu gehören sachangemessene und korrekte Verwendung zeichnerischer sowie malerischer Mittel, die Entfaltung subjektiver Qualitäten und das Einbringen eines persönlichen Sprachgefühls, zu dem damit verbundene Kenntnis und sachangemessene Anwendung bildsprachlicher Regeln gehören. Bilderschließung und Bildgestaltung sind daher eng miteinander verknüpft, da die bei der Werkanalyse erworbenen Kenntnisse den eigenen gestalterischen Arbeiten in der Praxis dienlich werden[5].

 

Kunstunterricht in der Oberstufe umfasst daher in jedem Halbjahr einen großen theoretischen Block, der sich mit der jeweiligen Halbjahresthematik auseinandersetzt. Die eigene kreative Praxis wird hierbei zunächst in kleinen zwischenzeitlich erfolgenden Übungen umgesetzt, die in die ein Drittel zählende mündliche Note einfließen, und gipfelt zum Halbjahresende jeweils in einer zum Halbjahresthema passenden Praktischen Arbeit, die ein weiteres Drittel der Halbjahresnote einnimmt. Das letzte Drittel der Halbjahresnote wird durch die Klausur(en) erreicht. Die E-Phase schreibt pro Halbjahr nur eine, die Q-Phase jeweils zwei Klausuren. Der Unterricht findet einmal wöchentlich in nur einer Doppelstunde statt.

 

 

 

Die Themen des Oberstufen-Kunstunterrichts

 

Thematisch behandelt Kunst in der E-Phase die „Sprache der Künste“. In der E1 ist der “Wandel der Darstellung eines Bildthemas im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit“ Schwerpunkt. Hierbei ist das Stillleben zu nennen, welches – gipfelnd im Barock – ein dankbares Genre der Kunst ist, um die Bilderschließung und -gestaltung das erste Mal intensiv zu erarbeiten. Die E2 befasst sich anschließend mit dem „Wandel der Darstellung eines Bildthemas im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert“[6] anhand der plastischen Gestaltung; Thema ist somit Skulptur und Plastik. Es wird jeweils ein kleiner Querschnitt von Anbeginn bis heute betrachtet, um den generellen Wandel zu erfassen, bevor die Lernenden sich mit dem eigentlichen jeweiligen Schwerpunktthema befassen und eine Praktische Arbeit erstellen.

 

Thema der Q1 sind die „Klassischen Bildkünste (Malerei, Grafik und Plastik)“. Hierzu werden „Ausdrucksmöglichkeiten von Malerei und Zeichnung am Beispiel des Wandels von der gegenständlichen zu ungegenständlichen Kunst“, die „Nutzung malerischer, grafischer und plastischer Ausdrucksmittel für die eigene gestalterische Darstellung“ (im Hinblick auf die Praktische Arbeit) und das „Zitat als künstlerische Strategie“ erarbeitet[7]. Die Schwerpunkt-Themen (welche Künstler und somit welche Stilepoche der Bildenden Kunst) variieren aufgrund der Anforderungen des Abiturerlasses, der auf der Internetseite des Hessischen Kultusministeriums zu finden ist. Aussagekräftig ist hier jedoch die zeitliche Eingrenzung auf den Wandel von gegenständlicher zu ungegenständlicher Kunst, so dass man davon ausgehen kann, dass in der Q1 immer ein kunstgeschichtlicher Teilbereich zwischen dem Realismus (Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts) und der abstrakten Malerei des 20. Jahrhunderts behandelt wird.

 

Die Q2 beschäftigt sich mit „Medien (Fotografie, Grafikdesign)“. Schwerpunkt sind die „Ausdrucksmöglichkeiten von Fotografie – Hinterfragung der Wirklichkeit“, die „Nutzung foto-grafischer und gebrauchsgrafischer Ausdrucksmittel für die eigene gestalterische Darstellung“ sowie die „Montage und Collage als künstlerische Strategie“[8]. Auch hier zählt die Vorgabe des Abiturerlasses hinsichtlich der zu betrachtenden Fotografen, die jedoch immer sowohl in der Dokumentarischen als auch der Inszenierten Fotografie zu finden sind. Beide fotografischen Strömungen sowie technische Grundlagen der Fotografie werden in diesem Halbjahr erarbeitet.  

 

In der Q3 wird die „Gestaltete Umwelt (Architektur, Produktdesign)“ behandelt. Hierbei geht es vor allem um die „Ausdrucksmöglichkeiten von Architektur im Spannungsfeld von Welt-verständnis und künstlerischem Anspruch“ sowie die „Nutzung von architektonischen Ausdrucksmitteln für die eigene gestalterische Darstellung“[9]. Es werden zum besseren Verständnis zunächst kurz Bauwerke von der Urzeit des menschlichen Bauens bis zur heutigen Architektur betrachtet, um sich dann mit (wieder dem jeweiligen Abiturerlass zu entnehmenden) Schwerpunktbaustilen zu befassen. Hierbei werden in der Regel Bauepochen aus früheren Jahrhunderten sowie der Moderne genauer betrachtet und je nach Aufgaben-stellung der Lehrkraft in einer Praktischen Arbeit umgesetzt.

 

Die Q4 behandelt, je nach Auswahl durch die Lehrkraft, den Themenkomplex „Prozess und Innovation“. Zur Auswahl stehen die „Gegenüberstellung von künstlerischen Positionen – zweimal deutsche Kunst nach 1945“, „Kunst und Leben“, „Konzeptionelle Kunst“ und „Grenzüberschreitungen in der Gegenwartskunst“; zudem als Praktischer Block die „Nutzung gattungsübergreifender Ausdrucksmittel für die eigene gestalterische Darstellung“[10]. Zwei der Themenfelder sind verbindlich und können zudem als Halbjahresthema im mündlichen Abitur verwendet werden.

 

Bezüglich der mündlichen Abiturprüfung gilt es zu erwähnen, dass eine Abituraufgaben-stellung zwei der vier Qualifikationsphasen-Halbjahre umfasst. Die Themen werden von der jeweiligen Lehrkraft anhand der im Unterricht erarbeiteten Kenntnisse der vier Halbjahre erstellt und geprüft.

 

Heike Schopf

 



[1] Kerncurriculum gymnasiale Oberstufe (KCGO), Hessisches Kultusministerium (o.A.), S. 9

[2] Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (EPA) Bildende Kunst, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i. d. F. vom 10.02.2005, S. 4 

[3] KCGO S. 9, Abschnitt 2.2, Kompetenzbereiche

[4] Ebd., S. 10

[5] Ebd.

[6] KCGO S. 19, Übersicht über die Themen der Kurshalbjahre und ihre Themenfelder

[7] Ebd.

[8] Ebd., S. 20

[9] Ebd.

[10] Ebd.